Entstehung
An einem leichten Südhang, wo sich zwei Straßen kreuzten, begann die Entstehung des Dorfes. Es handelte sich um die Straßenverbindungen von Hungen nach Grünberg und Villingen – Ettingshausen – in das Lumdatal. Im südlichen Teil verläuft die alte Straße von Laubach nach Lich. Am Fuße des abfallenden Geländes befand sich eine Wasserstelle, ein Tümpel. Diese Stelle wird Mitte des 19. Jahrhundert als Weed oder Kump bezeichnet.
Lange vor der ersten Erwähnung des Dorfes lebten auch hier bereits Menschen. Belegt wird diese Aussage durch Funde in der Gemarkung, die bis in die Zeit des Paläolithikums zurück reichen. (Siehe Kari Kunter, „Zwischen Wetterau und Vogelsberg“)
Röthges wird erstmals am 1. Mai 1322 in einer Urkunde erwähnt. Darin erscheint das Dorf unter dem Namen Rode juxta Wedirveldin. Auch die späteren Namen Roda, Rodde oder Rodechen lassen darauf schließen, dass das Dorf aus einer Rodung oder Siedlung hervorgegangen ist.
Lange Zeit gehörte Röthges den Falkensteinern. Nach deren Ende wurde das Dorf dem gräflichen Haus Solms Braunfels zuerkannt und blieb dort fast 400 Jahre. Erst nach der Säkularisation bzw. dem Reichsdeputationshauptschluss, also 1806, kam Röthges zu Hessen.
Zeittafel
1322
|
Erste urkundliche Erwähnung
|
1420
|
Nach dem Tod des letzten Falkensteiners fällt Röthges
an Graf Bernhard zu Solms Braunfels.
|
1702
|
Die erste Schule wird gebaut. Vorher besuchten die Schüler die Schule in Villingen.
|
1806
|
Röthges kommt zu Hessen.
|
1843
|
Am alten Standort wird eine neue Schule gebaut.
|
1879
|
Die neue Kirche wird gebaut. Die alte Kirche auf dem Friedhof wurde abgerissen.
|
1908
|
Bau einer eigenen Wasserleitung mit Pumpwerk im Wasserhaus und Wasserbehälter.
|
1921
|
Gründung eines Gesangvereins.
|
1922
|
Röthges wird an das Stromnetz angeschlossen.
|
1936
|
Die Freiwillige Feuerwehr wird gegründet.
|
1953
|
Bau eines Feuerwehrhauses mit Löschteich.
|
1958
|
Eine neue Schule wird gebaut. Hier wird nur noch bis 1969 unterrichtet.
Danach wird das Gebäude zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.
|
1961
|
Ein Tiefkühlhaus wird gebaut.
|
1971
|
Röthges wird im Zuge der Gebietsreform ein Stadtteil von Laubach.
|
2003
|
In der Mitte des Dorfes entsteht ein Dorfplatz, ehemals Wasserhaus (siehe 1908).
|
Die Kirche
Die alte Kirche, die auf dem Friedhof stand, wurde 1846 wegen Einsturzgefahr abgerissen. Die heutige Kirche wurde am 14. September 1879 eingeweiht. Alle Bewohner des Dorfes und viele hochrangige Gäste nahmen an den Feierlichkeiten teil.
Den Stil des Bauwerks kann man mit dem zeitgemäßen Wort “Spitzbogenstil” bezeichnen.
„…Ein hoher Rechtecksaal mit verschiefertem Satteldach bildet den Hauptkörper. Er ist an den Längsseiten durch je drei Spitzbogenfenster mit Scheinmaßwerk belichtet. Vor der Südseite steht ein verputzter quadratischer Turm mit achtseitiger Steinlaterne und Steinhelm, der mit einer sogenannten Kreuz-blume bekrönt ist. Entlang der Dachschrägen seitlich des Turmes zieht sich ein Spitzbogenfries.. Durch den Turm gelangt man in das Schiff mit seiner dreiseitigen Empore. … Die Orgelaus dem Jahr1879 baute die Firma Voigt in Wiesbaden. Sie ist als Denkmalorgel eingestuft. Nach einer zeitaufwändigen Renovierung im Jahr 1986 beeindruckt sie wieder mit einem schönen vollen Klang.
Die Glocken.
In den beiden Weltkriegen mussten die großen Glocken zur Herstellung von Kriegsmaterial abgeliefert werden. Das heutige Läutewerk besteht aus 3 Glocken. Die f-Glocke wiegt 89, die h-Glocke 245 und die d-Glocke 371 kg. Alle zusammen lassen ein schönes Geläute erklingen.
Die Feuerwehr
Das alte Feuerwehrgerätehaus (Spritzenhaus) stand und steht direkt am alten Backhaus an der Heerstraße. Die damaligen Geräte wie die von Pferden gezogene Spritze, die Uniformen, Helme, Spitzhacken und ledernen Wassereimer lagerten in diesem Raum. Die Feuerwehrleitern lagerten im Leiternhaus auf der rückwärtigen Seite, wo später das Tiefkühlhaus gebaut wurde. Heute ist hier das Vereinsheim des Obst und Gartenbau Vereins. Die Übungen der Feuerwehr fanden Sonntag morgens auf der Hauptstraße vor dem Spritzenhaus statt; Autoverkehr war nicht zu befürchten, es gab nur wenige Kraftfahrzeuge.
Die Freiwillige Feuerwehr Röthges wurde am 26. April 1936 gegründet. Bis dahin gab es nur eine Pflichtfeuerwehr.
Erst als der Kraftfahrzeugverkehr auf der Hauptstraße anstieg und das Spritzenhaus nicht mehr zumutbar war, baute die Gemeinde ein neues Feuerwehrhaus mit Schlauchturm und Wohnung am Löschteich in der Untergasse. Der Löschteich, der vorher ein Tümpel war, wurde in Eigenleistung durch die Dorfbewohner gereinigt und ausgebaut. Die erforderlichen Steine kamen aus dem Röthgeser Steinbruch. Zur Einweihung fand ein großes Feuerwehrfest statt.
Der Löschteich wird heute gern in den Sommermonaten als Schwimmbad genutzt. Die Freiwillige Feuerwehr veranstaltet jährlich zweimal ein Löschteichfest. Die Wohnung wurde zum Schulungsraum umgebaut.
Gesangverein
Bereits gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hatten sich in Röthges regelmäßig Sänger zusammengefunden, um Volkslieder zu singen. Dies geschah ab 1894 unter der Leitung von Lehrer Metzger. Ein Verein bestand allerdings nicht. Der Männergesangverein wurde erst 1921 gegründet.
Eine weitere Sangesbewegung ist dann wieder aus dem Jahr 1907 bekannt. In dieser Zeit sang man unter der Leitung von Lehrer Gerhard, ebenfalls ohne Vereinsnennung. Diese Sängertätigkeit konnte dann nach Ausbruch des 1. Weltkrieges (1914/18) nicht mehr fortgesetzt werden.
Der Verein weihte bei einem Sängerfest 1933 die Vereinsfahne ein.
Auf der Fahne steht der Vereinsspruch:
„Sind wir von der Arbeit müde,
Ist noch Kraft zu einem Liede“
Seid 1964 nahmen auch Frauen am Singen teil.
Durch eine Änderung der Satzung hat der Verein seit 1995 einen anderen Namen erhalten.
In Bezug auf das Gründungsjahr heißt er „Gesangverein 1921 Röthges“.
Der Verein wurde nach 87 Jahren Ende 2008 aufgelöst.
.
.
Quelle: Röthges – Eine Dorfchronik, Robert Möll 2001