Pressebericht vom Bürgerdialog

Großes Interesse am Bürgerdialog der IG Röthges

Volles Haus bei heißen Themen – Erfolge durch viel Eigenengagement

(mam) Die Themenauswahl passte, das Interesse am Bürgerdialog der Interessengruppe (IG) „Bürger für Röthges“ war riesengroß. Insgesamt 82 Röthgeser sowie Laubachs Bürgermeister Matthias Meyer und Stadtverordnetenvorsteher Joachim M. Kühn waren der Einladung der von Thorsten Kühn geleiteten IG gefolgt. Eine beachtliche Resonanz, wenn man bedenkt, dass Röthges mit nur 365 Einwohnern zu den kleinsten Dörfern im Gießener Ostkreis zählt und Röthges, wie auch Lauter, seit drei Jahren keinen „ordentlichen“ Ortsbeirat mehr hat. Die IG Röthges kümmert sich seitdem mit viel Engagement und sichtbaren Erfolgen um das Dorf und um die Belange der Bürger. 

Mit Powerpointfolien und Fotos hatte die IG Röthges die Themen vorgestellt. Viele Aufgaben standen nachher in der „To-do-Liste“ des Bürgermeisters, der Positives vermelden konnte, sich aber auch gegen zahlreiche Kritikpunkte der Bürger zur Wehr setzen musste. So gibt es bei dem Glasfaserausbau durch die Firma Goetel immer noch keine Fortschritte, ja inzwischen nicht einmal mehr einen Termin für den Beginn der Verlegearbeiten. „Wir können da nichts machen, denn wir sind nicht einmal Vertragspartner. Laubach muss lediglich die Aufbruchgenehmigung für die Erdarbeiten erteilen. Die ist aber aufgeschoben, solange Goetel in anderen Orten die Arbeiten nicht abgeschlossen hat!“, so Matthias Meyer.

In dem um neun Parzellen erweiterten Neubaugebiet auf dem Hofdriesch ist die technische Erschließung durch die Firma „Grün und Scherer“ seit Herbst 2024 abgeschlossen. Inzwischen wurde die Ausschreibung veröffentlicht. Demnach könnten Interessierte dort die 525 bis 692 qm großen Bauplätze für 138 Euro pro Quadratmeter erwerben. Bei mehreren Bewerbungen auf einen Platz wird das Los entscheiden. Kritik kam von den Anwohnern der nahen „Schulstraße“ und der steilen Straße „Am Sänges“. Auf sie wurden rund 550 Euro für die Hausanschlüsse nach der erforderlichen Erweiterung des Kanals von 30 auf 40 Zentimeter Durchmesser umgelegt. „Ohne das Neubaugebiet wären die Arbeiten und die Kosten nicht angefallen“, beschwerten sich die betroffenen Anwohner.

Bürgermeister und Stadtverordnetenvorsteher begründeten die Festlegung der Grundsteuerhebesätze auf 380 Prozent. Das sind zwar weniger als die vorher geltenden 500%, durch die in vielen Fällen angehobenen Messbeträge erhöht sich die zu zahlende Grundsteuer dennoch, was der Stadtkasse über 250.000 Euro Mehreinnahmen sichern soll. Aktuell laufen aber immer noch zahlreiche Einspruchsverfahren gegen die bereits vor rund zwei Jahren verschickten Messbetragsbescheide des Finanzamts.

„Wirklich enttäuscht und sauer“, so Sitzungsleiter Thorsten Kühn, sei er über den Verkauf einer Parkgenehmigung für den Dorfplatz. Der mit den markanten, blauen Schildern gekennzeichneten verkehrsberuhige Bereich soll eigentlich die „Visitenkarte“ des Dorfs sein. Vom Verkauf einer Parkberechtigung durch das Ordnungsamts war selbst der Bürgermeister überrascht.

Die Röthgeser halten ein schlüssiges Verkehrskonzept für ihr Dorf dringend erforderlich. Da treffen aber viele Interessen aufeinander. Die stark befahrene L3007, die den Ort durchschneidet und mit einem steilen Berg sowie einer 90-Grad-Kurve besonders durch Lkw-Verkehr und „Raser“ die Anwohner extrem belastet, könnte als Umgehungsstraße am Dorf vorbeiführen. Bereits 1918, also vor mehr als 100 Jahren, wurde eine Umgehungsstraße erstmals erwähnt. Ob eine Wiederaufnahme von Planungen erfolgen wird, steht jedoch in den Sternen.   

Am kurzweiligen Abend es gab aber auch viel Positives zu berichten: Mit Eigenengagement der Röthgeser, Unterstützung der Stadt sowie mit Zuschüssen von Kreis und Land soll der Spielplatz in den kommenden zwei Jahren umgestaltet werden. Neue Spielgeräte, ein großer Sandkasten, ein Pavillon sowie eine Boule-Bahn sollen den Platz attraktiver machen, auch für Kinder aus dem erweiterten Neubaugebiet. Denn da hofft man vor allem auf junge Familien.

Röthges folgt auch dem bundesweiten Trend zu alternativen Bestattungsformen auf dem Friedhof: Unter einer als Friedbaum gepflanzten Eiche sollen Urnenbestattungsplätze angelegt werden. Der Bürgermeister war von den kreativen Lösungen begeistert und sicherte die zweitnahe „und längst fällige“ Überarbeitung der Friedhofssatzung zu. Weitere Zusagen kamen für die Sanierung des ursprünglich 1958 als Volksschule gebauten Dorfgemeinschaftshauses. Dach und Fassade sollen spätestens in zwei Jahren erneuert und damit das DGH energetisch saniert werden. Die größte Baumaßnahme des kleinen Dorfs, das vor drei Jahren sein 700-jähriges Jubiläum feierte, steht aber schon in Kürze an: Für rund 2,9 Mio. Euro wird am südlichen Ortsrand ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut. „Es wird das modernste Gerätehaus sein, das wir dann in Laubach haben werden!“, so Meyer. Eine PV-Anlage mit über 110 kWp soll auf dem Dach installiert werden, Ladesäulen für E-Autos sollen zur Verfügung stehen.

Bei vielen Themen ging es um Baumaßnahmen und ums Geld. Das lockte 82 Röthgeser zum Bürgerdialog der IG „Bürger für Röthges“ unter Leitung von Thorsten Kühn ins Dorfgemeinschaftshaus.